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Grundlegende Merkmale der Silben im Alt-Türkischen (z. B. in den Orkhon-Inschriften):

Häufige Silben und Wörter in den Orkhon-Inschriften:

Die Orkhon-Inschriften beinhalten spezifische Silben und Suffixe, die häufig für die Wortbildung, Verbalformen, und Kasusmarkierung genutzt wurden. Ich werde nun mehr Beispiele von Silben und Wörtern aus den Orkhon-Inschriften hinzufügen, die sich mit verschiedenen Aspekten der Grammatik und Wortbildung beschäftigen.

1. Einzelsilben im Alt-Türkischen (Orkhon-Inschriften)

SilbeBeispielBedeutung / Funktion
-gükutgü„heilig“, „gesegnet“ (abstrakt)
-keka„mit“, „für“ (Instrumental)
-tatengri-te„vom Himmel“ (Ablativ)
-nieni„mein“ (Possessiv)
-detengri-de„im Himmel“ (Lokativ)
-bubuda„dieses“ (Demonstrativpronomen)
-sayas-sa„wenn er lebt“ (Konditional)
-atkut-at„Gabe“ oder „Geschenk“ (abstrakt)
-dakut-da„im Geschenk“ (Lokativ)
-aryaz-ar„schreiben“ (Verbalendung im Präsens)
-tigör-ti„sehen“ (Vergangenheit)
-umkutum„mein Geschenk“ (Possessiv)
-nebüne„dieses“ (Possessivendung)
-ikkutluk„Geschenk“, „Gabe“ (abstrakte Bedeutung)

2. Verbal- und Kasusendung

Die Orkhon-Inschriften enthalten verschiedene Verbalendungen und Kasusendungen, die an die Wortstämme angehängt werden, um die Bedeutung zu ändern oder zu spezifizieren.

  • Präsens (Verbalendung):

    • -ar: Wird genutzt, um die Präsensform eines Verbs zu bilden.
      • Beispiel: yaz-ar (schreiben)
  • Vergangenheit (Verbalendung):

    • -ti: Wird für die Vergangenheitsform eines Verbs verwendet.
      • Beispiel: gör-ti (sah)
  • Ablativ (Kasusendung):

    • -te: Wird verwendet, um den Ablativ zu bilden.
      • Beispiel: tengri-te (vom Himmel)
  • Lokativ (Kasusendung):

    • -da: Wird genutzt, um den Lokativ anzuzeigen.
      • Beispiel: tengri-da (im Himmel)
  • Instrumental (Kasusendung):

    • -ka: Wird genutzt, um den Instrumental anzuzeigen.
      • Beispiel: ka (mit)

3. Zusätzliche Wörter und Suffixe

In den Orkhon-Inschriften gibt es auch Wortkombinationen und Kasusendungen, die auf das soziale und politische Leben der damaligen Zeit hinweisen.

Wort/SilbeBeispielBedeutung / Funktion
-bolbol„weit“ oder „groß“ (in der Bedeutung von „reich“ oder „mächtig“)
-kutkut„Glück“, „Gabe“ (meist im Zusammenhang mit göttlichen Segen)
-bükbük„Befehl“, „Anordnung“
-tigintigin„Prinz“ (Titel für Nachkommen der Herrscher)
-elel„Volk“, „Land“
-balikbalik„Hoffnung“, „Freude“

Beispiele aus den Orkhon-Inschriften:

  1. Tengri tegin kutlug bolmus (heilig, von Gott gesegnet):

    • Hier sehen wir, wie die Silbe -kut (Geschenk, Glück) in der Bedeutung von „Gesegnet“ auftaucht.
  2. Yaz-ar, kutluk bilü (der Schreiber hat das Geschenk erkannt):

    • -ar ist die Präsensendung für das Verb „yaz- (schreiben)“.
    • -luk ist ein Suffix für Abstraktion oder Zustand, in diesem Fall „Geschenk“ oder „Glück“.

Beispiel: Tengri tegin kutlug bolmus

Das Beispiel stammt aus den Orkhon-Inschriften und hat eine tiefere Bedeutung, da es göttliche Segnung und den Titel des Herrschers anspricht. Wir können die Silben und deren Bedeutungen in diesem Satz aufschlüsseln.

1. Tengri:

  • Tengri bedeutet „Himmel“ oder „Gott“ im Alt-Türkischen. Es ist ein zentraler Begriff in der türkischen Mythologie und Religion, der oft als göttliches Wesen oder Gottheit dargestellt wird.

2. Tegin:

  • Tegin bedeutet „Prinz“ oder „Nachkomme des Herrschers“. Es ist ein Titel, der für königliche Nachkommen verwendet wurde und häufig in den Inschriften vorkommt, um den Status von Adligen oder Thronfolgern zu bezeichnen.

3. Kutlug:

  • Kutlug bedeutet „gesegnet“ oder „von göttlicher Macht begünstigt“. Das Wort ist mit dem Begriff „kut“ (Glück, Segen) verwandt und beschreibt eine göttliche Gabe oder den Segen des Himmels. In der Inschrift bedeutet es, dass der Prinz oder Herrscher mit göttlichem Segen ausgestattet ist.

4. Bolmus:

  • Bolmus ist die Vergangenheit des Verbs „bol-“, das im Alt-Türkischen „sein“ oder „werden“ bedeutet.
  • „Bolmus“ kann als „wurde“ oder „ist geworden“ übersetzt werden, und es bezieht sich auf den Zustand oder die Eigenschaft, die jemand erlangt hat.
  • In diesem Fall bedeutet „kutlug bolmus“ also „wurde gesegnet“ oder „ist von göttlichem Segen erfüllt“.

Gesamtbedeutung:

Der Satz „Tengri tegin kutlug bolmus“ lässt sich folgendermaßen übersetzen:

„Der Prinz des Himmels ist gesegnet (von Tengri)“
oder
„Der Prinz, der von Tengri gesegnet wurde“.

Das zeigt den göttlichen Ursprung und die Segnung des Herrschers oder Prinzen, was eine gängige Formel in den Orkhon-Inschriften ist, um den göttlichen Rechtfertigungsanspruch eines Herrschers zu betonen.


Zusammenfassung:

Jetzt haben wir eine größere Anzahl von Beispielen und Silben aus den Orkhon-Inschriften zusammengetragen, die die Silbenstruktur, Verbalendungen, und Kasusmarkierungen des Alt-Türkischen deutlich machen. Diese Silben und Suffixe sind ein wesentlicher Bestandteil der alt-türkischen Wortbildung und zeigen, wie die Sprache sich über die Jahrhunderte entwickelt hat.

Falls du noch mehr detaillierte Beispiele aus anderen spezifischen Abschnitten der Inschriften möchtest oder zu bestimmten Wörtern oder Endungen mehr wissen willst, lass es mich einfach wissen!

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