Was ist Zionismus?
Zionismus ist eine politische Bewegung, die Ende des 19. Jahrhunderts entstand und deren Ziel es war, ein jüdisches Nationalheim in Palästina zu schaffen. Der Begriff geht auf Theodor Herzl zurück, der die Idee eines jüdischen Staates formulierte, um die jüdische Bevölkerung vor Verfolgung zu schützen. Der Zionismus hat sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt und ist heute ein bedeutender Bestandteil der israelischen Identität und der politischen Agenda Israels. Viele sehen den Zionismus als die Grundlage für die Schaffung des Staates Israel im Jahr 1948.
Doch der Zionismus ist nicht nur eine historische Bewegung. Er prägt auch die geopolitischen Ziele Israels in der Gegenwart. Die Vorstellung eines „Eretz Israel“ (Großisrael), das sich über das biblische Gebiet hinaus erstreckt, beeinflusst die Diskussionen über mögliche Annektierungen
Warum strebt Israel eine Annektierung an?
Israel verfolgt unterschiedliche Interessen, wenn es um die Frage der Annektierung von Gebieten geht. Diese beinhalten sowohl sicherheitsstrategische als auch ideologische Aspekte. Einige sehen in der Annektierung von Gebieten eine Möglichkeit, das eigene Territorium zu erweitern und das Sicherheitsumfeld zu verbessern. Andere argumentieren, dass Israel aus historischen und religiösen Gründen ein Recht auf diese Gebiete hat.
Ein wichtiger Faktor dabei ist die Wahrung der Sicherheit. Insbesondere die Besetzung von Gebieten wie dem Westjordanland und dem Golan wird oft durch die Notwendigkeit zur Verteidigung des Staates gerechtfertigt. Auch das strategische Ziel, die Kontrolle über Wasserressourcen und andere Rohstoffe zu sichern, spielt eine Rolle.
Der Große Israel-Plan: Was ist das?
Der Große Israel-Plan (oder „Greater Israel“ Plan) bezieht sich auf eine politische und ideologische Vorstellung, die aus der jüdischen Geschichte und dem Zionismus stammt. Er beschreibt ein Israel, das nicht nur das heutige Gebiet des Staates Israel umfasst, sondern auch Gebiete, die weit darüber hinausgehen, basierend auf historischen und biblischen Ansprüchen. Dieser Plan ist von verschiedenen Bewegungen und Ideologien im Laufe der Zeit unterschiedlich interpretiert worden.
Hintergrund des Großen Israel-Plans
Die Vorstellung von Groß-Israel hat ihre Wurzeln in der jüdischen Geschichte und insbesondere in der Bibel. Im Alten Testament wird das "Gelobte Land" oft als ein Gebiet beschrieben, das sich von den Euphrat-Flüssen im Osten bis zum Nil-Fluss im Westen erstreckt. Dies ist eine Region, die heute Teile von Israel, Palästina, Jordanien, Syrien, Irak, Ägypten und teilweise Türkei umfasst.
Die wichtigsten geografischen Merkmale des Großen Israel-Plans
Fırat (Euphrat) und Nil: Diese beiden Flüsse werden in der Bibel als westliche und östliche Grenzen des verheißenen Landes beschrieben. Ein modernes Konzept von Groß-Israel könnte also Gebiete von der Küste des Mittelmeers bis zum Irak umfassen.
Regionale Ausdehnung: Der Große Israel-Plan würde die heutigen Grenzen Israels überschreiten und auch Teile des Westjordanlands, Gazastreifens, der Golanhöhen sowie möglicherweise Teile von Syrien, dem Irak, Jordanien und Ägypten umfassen.
Der Zusammenhang mit dem Zionismus
Der moderne Zionismus, der Ende des 19. Jahrhunderts entstand, hatte das Ziel, eine jüdische Heimstätte im historischen Land Israel zu schaffen. Einige radikale zionistische Strömungen interpretierten den Begriff „Eretz Yisrael“ (Groß-Israel) weiter und forderten, dass alle Gebiete, die historisch zu Israel gehörten (einschließlich der biblischen Grenzen), Teil des jüdischen Staates werden sollten.
Der Große Israel-Plan und die Realität der israelischen Außenpolitik
Obwohl diese Idee in bestimmten zionistischen Bewegungen und in religiösen jüdischen Kreisen immer noch eine Rolle spielt, ist sie in der modernen israelischen Außenpolitik nicht realistisch. Israel hat nie offiziell Ansprüche auf all diese Gebiete erhoben, und die meisten israelischen Regierungen haben sich auf den Erhalt und die Sicherheit der heutigen israelischen Grenzen konzentriert.
Dennoch hat Israel in der Vergangenheit, insbesondere während des Sechstagekrieges 1967, Gebiete wie die Golanhöhen und das Westjordanland erobert und kontrolliert, was zu internationalen Spannungen und Konflikten führte.
Warum der Große Israel-Plan umstritten ist
Internationale Reaktionen: Die Idee eines Groß-Israel, das diese weiten Gebiete umfasst, würde mit heftigen internationalen Reaktionen konfrontiert werden. Die Vereinten Nationen und viele Länder würden solch eine Expansion als illegale Annexion betrachten und als Bedrohung für den regionalen Frieden ansehen.
Bedenken der Nachbarländer: Die Nachbarstaaten Israels – insbesondere Jordanien, Ägypten, Syrien und der Irak – würden eine solche Expansion als aggressive Handlung betrachten. Auch die Türkei und der Iran, die ihre eigenen territorialen Ansprüche im Nahen Osten haben, würden solche Bestrebungen ablehnen.
Palästinensische Frage: Der größte Konflikt entsteht durch die Frage der palästinensischen Unabhängigkeit. Ein erweiterter israelischer Staat würde höchstwahrscheinlich das Recht auf Selbstbestimmung der Palästinenser in Frage stellen und die geopolitischen Spannungen weiter verschärfen.
Israel und kurdische Gebiete
Ein interessanter Aspekt ist die Beziehung Israels zu den Kurden. Israel hat im Laufe der Jahre politisch und militärisch mit kurdischen Gruppen, insbesondere im Irak und Syrien, zusammengearbeitet. Diese Kooperation beruht auf gemeinsamen geopolitischen Interessen, insbesondere im Hinblick auf den Iran und die Türkei, mit denen Israel Feindschaften pflegt. Allerdings gibt es keine offiziellen Bestrebungen, kurdische Gebiete in den israelischen Staatsbereich zu integrieren. Vielmehr unterstützt Israel die autonomen Bestrebungen der Kurden, da diese als strategische Partner in der Region angesehen werden.
Der Große Israel-Plan in der heutigen Zeit
Während die Idee eines Groß-Israel aus biblischer und ideologischer Sicht für manche weiterhin attraktiv ist, ist sie praktisch nicht umsetzbar. Heutige israelische Regierungen konzentrieren sich mehr auf die Sicherung der bestehenden Grenzen, einschließlich der Siedlungspolitik im Westjordanland, und auf die Bewältigung regionaler Bedrohungen, wie etwa aus dem Iran oder den Terrorgruppen in Gaza.
Fazit
Der Große Israel-Plan ist ein Konzept, das auf historischen und biblischen Ansprüchen basiert, aber in der modernen politischen Realität keine ernsthafte Rolle spielt. Auch wenn es immer noch radikale zionistische Strömungen gibt, die diese Idee unterstützen, strebt der Staat Israel nicht aktiv eine territoriale Expansion in diesem Ausmaß an. Vielmehr bleibt Israel auf die Sicherung seiner anerkannten Grenzen und den Umgang mit der Palästinenserfrage konzentriert.
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